von Tassia Präsang »
- Examinierte Pflegefachkraft
- Fachkraft für Kontinenzförderung
- Wundexpertin ICW
von Tassia Präsang »
Der Begriff „Ulcus Cruris“ bezeichnet eine chronische Wunde am Unterschenkel, die nicht heilen will. Der Volksmund spricht manchmal von einem „offenen Bein“. Ulcus bedeutet im Lateinischen Geschwür und cruris leitet sich von dem lateinischen Wort für Unterschenkel ab. Ein Ulcus cruris tritt also nicht an den Füßen auf wie der Diabetische Fuß. Der Begriff Ulcus cruris bezeichnet also lediglich den Ort einer Wunde, es ist noch keine Diagnose. Für eine Diagnose muss der Arzt herausfinden, welche Ursachen hinter einem Ulcus cruris stecken. Erst wenn die jeweilige Ursache behandelt wird (Kausaltherapie), kann die Wundversorgung (Lokaltherapie) zum Erfolg führen.
Grundsätzlich ist für ein Ulcus cruris in der Regel eine mangelnde Nährstoffversorgung von Gewebe und Haut infolge einer bestimmten Grunderkrankung verantwortlich. Dabei können zwar verschiedene Grunderkrankungen zu einem offenen Bein führen, die bei weitem häufigsten Ursachen sind aber eine Venen- und/oder Arterienschwäche.
Während die Venen die Aufgabe haben, verbrauchtes Blut zum Herzen hin abzutransportieren, sind die Arterien dafür da, sauerstoffreiches Blut vom Herzen im Körper zu verteilen.
Die häufigsten Krankheitsbilder, die ein Ulcus Cruris zur Folge haben können, sind:
Daneben können noch eine Reihe weiterer Grunderkrankungen für ein offenes Bein ursächlich sein. Hierzu zählen zum Beispiel rheumatische Erkrankungen (rheumatoide Arthritis), Tumore, Infektionen oder genetische Defekte (Klinefelter-Syndrom).
Hinter einem Ulcus cruris können also ganz verschiedene Erkrankungen stecken. Deshalb ist eine genaue Diagnostik Voraussetzung für eine Wundheilung. Doch immer wieder plagen sich Patienten über viele Jahre mit chronischen Wunden herum, ohne dass geklärt ist, ob eine chronisch-venöse Insuffizienz oder eine periphere arterielle Verschlusskrankheit Ursache für das Geschwür ist. Wenn eine Wunde trotz Therapie nach zwei Monaten keine Anzeichen von Heilung zeigt – spätestens dann sollten Patienten einen Wundspezialisten aufsuchen.
Für die Diagnostik bietet die ABCDE-Regel eine Orientierung:
Ulcus cruris venosum | Ulcus cruris arteriosum | |
---|---|---|
Wo befindet sich das Geschwür? | Innenknöchel (beim Gamaschenulcus um den ganzen Unterschenkel herum) | Außenseite des Unterschenkels, ggf. am Schienbein |
Welche Grunderkrankung liegt vor? | chronisch-venöse Insuffizienz | periphere arterielle Verschlusskrankheit |
Welche Schmerzen treten auf? |
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Wie sieht die Haut aus? |
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Sind die Beine geschwollen? | Ödeme am Knöchel oder Unterschenkel | Keine |
Wie ist die Temperatur der Haut? | Warm | Kalt |
Sind Fußpulse tastbar? | Tastbar | Nicht oder kaum tastbar |
Wie sieht der Wundrand aus? | diffuser Wundrand | klar abgegrenzter Wundrand |
Wie ist die Wunde beschaffen? |
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Ist die Diagnose abgesichert, heißt es, mit der Therapie den erschlafften Venen oder verkalkten Arterien auf die Sprünge zu helfen. Bei der chronisch-venösen Insuffizienz sollten also gegebenenfalls Krampfadern verödet oder gezogen, defekte Venenklappen rekonstruiert werden. Zentral ist die Kompressionstherapie, begleitet von Bewegung und Sport. So kann die Muskelpumpe die Kompression durch Strumpf oder Bandagen unterstützen. Vorsicht ist allerdings geboten, wenn auch eine periphere arterielle Verschlusskrankheit mitbeteiligt ist: Dann muss der Arzt sorgfältig abwägen, ob Kompressionsstrümpfe oder -bandagen zu verantworten sind.
Patienten mit einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit, die rauchen, sollten sich vor allem darum bemühen, von der Zigarette loszukommen. Auch andere Faktoren, die die Gefäße schädigen, sollten sie in den Griff zu bekommen, wie Bluthochdruck, zu hohe Blutzucker- und Blutfettwerte. Kathetereingriffe oder eine Bypassoperation, verbunden mit durchblutungsfördernden Medikamenten können die Arterien wieder durchgängiger machen. Ein Gehtraining in Intervallen steht bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit im Zentrum der Behandlung, insbesondere wenn die Krankheit noch nicht so weit fortgeschritten ist.
Zur Versorgung der Wunde gehören eine regelmäßige Wundreinigung und eine Wundtoilette (Débridement), um abgestorbenes Gewebe, Fremdkörper, Abfallstoffe oder überschüssiges Exsudat zu entfernen, sowie ein geeigneter Verband oder Wundauflage, welche eine schnellere Wundheilung ermöglichen. Die Wahl der Wundauflage hängt zum Beispiel davon ab, in welcher Wundheilungsphase sich das Ulcus befindet, wie viel Exsudat es absondert und wie Wundrand und Wundumgebung aussehen.
Viele Patienten mit einer chronischen Wunde haben starke Schmerzen. Das kann zermürbend sein und beeinträchtigt die Wundheilung. Der Arzt sollte eine Therapie mit Schmerzmedikamenten koordinieren – falls Sie immer weiter Schmerzen haben, sprechen Sie Ihren Arzt darauf an! Geeignete Wundauflagen können Schmerzen beim Verbandwechsel in Grenzen halten.
Tassia Präsang ist examinierte Pflegefachkraft sowie Fachkraft für Kontinenzförderung und Wundexpertin ICW. Bei PROLIFE ist sie die Regionleiterin Südwest. Stetige Weiterentwicklung ist ihr wichtig, um immer auf dem neuesten Stand für die Kunden zu sein. Ihr innerer Antrieb ist es, die Kunden bestmöglich mit maßgeschneiderten Lösungen zu versorgen. Durch Tassia Präsangs Expertise innerhalb des PROLIFE-Netzwerks gelingt es, fast immer die bestmögliche Lösung zu realisieren.