Ulcus Cruris Mixtum
Im Überblick
- Verengte Arterien und schwache Venen: bei einem Ulcus cruris mixtum sind beide Gefäßsysteme geschädigt.
- Kompression ja oder nein? Eine gute Diagnostik ist wichtig für die Entscheidung, ob eine Kompressionstherapie angezeigt ist oder nicht.
- Medikamente, Operation, Gehtraining: Vor jeder Kompressionstherapie sollte die Durchblutung verbessert werden.
Was ist ein Ulcus cruris mixtum?
Bei den Patientinnen und Patienten mit einem Ulcus cruris mixtum kommen zwei Grunderkrankungen zusammen: die chronische-venöse Insuffizienz und die periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) – eine komplizierte Situation. Beide Erkrankungen haben zur Folge, dass das Gewebe am Unterschenkel nicht mehr ausreichend Sauerstoff bekommt und Schadstoffe nicht mehr abtransportiert werden – bis eine chronische Wunde am Unterschenkel, ein Ulcus cruris, genauer: ein Ulcus cruris mixtum entsteht, das sowohl Kennzeichen eines Ulcrus cruris venosum als auch eines Ulcus cruris arteriosum trägt.
Wichtiger Hinweis
Bei der chronisch-venösen Insuffizienz sind die Wände der Venen so ausgeleiert, dass die Venenklappen nicht mehr richtig schließen. Die Folge ist, dass das verbrauchte Blut, das die Venen eigentlich zum Herzen hochpumpen sollten, zurückfließt und im unteren Bein versackt. Bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit sind die Arterien in Beinen und Becken verkalkt, so dass das Blut nicht mehr ungehindert durch die Gefäße fließen kann.
Wie wird ein Ulcus cruris mixtum diagnostiziert?
Bei immerhin 15 Prozent aller Patientinnen und Patienten mit einem „offenen Bein“ lässt sich ein Ulcus cruris mixtum diagnostizieren. Mit vor allem zwei Untersuchungen kann der Arzt die Diagnose stellen:
- Eine Ultraschalluntersuchung (Doppler-/Farbduplexsonografie) kann Aufschluss über die Durchblutungsverhältnisse geben: Hat sich die Fließrichtung des Blutes umgekehrt? Also fließt das Blut auch nach unten und nach außen zurück zu den oberflächlichen Venen statt umgekehrt von den oberflächlichen Venen zu den tiefen Venen nach oben zum Herzen hin? Daran erkennt man ein defektes Venensystem. Auch die Arterien lassen sich in einer Duplexsonografie gut darstellen, so dass der Gefäßspezialist erkennen kann, ob und wie stark die Gefäße verengt sind
- Ob nicht nur die Venen, sondern auch die Arterien für die Bildung einer chronischen Wunde verantwortlich sind, kann auch der Knöchel-Arm-Index zeigen: Der Arzt misst den Blutdruck nicht wie sonst üblich nur am Arm, sondern auch am Fußknöchel. Anschließend wird der Druck am Unterschenkel durch den Druck am Oberarm dividiert – dabei nimmt man die oberen, also systolischen Blutdruckwerte. Liegt das Ergebnis unter 0,9, weist das auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit hin. Zum Vergleich: Normal sind Werte zwischen 1,0 und 1,4 – das heißt, der Blutdruck am Knöchel ist normalerweise etwa genauso hoch wie am Arm.
CHECKLISTE
Erste Hinweise ein Vorliegen von Chronisch venöser Insuffizienz paVK
- Zehen und Vorfuß sind blass oder bläulich gefärbt
- Haut fühlt sich kalt an
- Fußpulse sind kaum tastbar
Wie wird ein Ulcus cruris mixtum behandelt?
Der Knöchel-Arm-Index kann auch dabei helfen zu entscheiden, ob eine Kompressionstherapie – das Herzstück der Behandlung bei einem Ulcus cruris venosum – möglich ist oder nicht. Denn während bei schwachen Venen eine Kompressionstherapie hilft, das Blut zum Herzen zu pumpen, kann sich bei gleichzeitig verengten Arterien die Sauerstoffversorgung unter der Kompression so weit verschlechtern, dass amputiert werden muss. Deshalb sollte der Arzt auch anhand des Knöchel-Arm-Indexes sorgfältig entscheiden, ob gegebenenfalls eine leichte Kompression zu verantworten ist oder nicht.
Wichtiger Hinweis
Keine Kompression:
- Knöchel-Arm-Index ist kleiner als 0,5
- Absoluter systolische Blutdruck an der Knöchelarterie liegt unter 50 mmHg
Vor einer Kompressionstherapie sollten die Möglichkeiten geklärt werden, ob und wie die arterielle Durchblutung verbessert werden kann. Kann eine Arterie beispielsweise mittels einer Ballondilatation erweitert oder ein Bypass gelegt werden (siehe Ulcus cruris arteriosum)? Sollte der Patient Medikamente bekommen, die das Blut verdünnen oder günstige Effekte auf die Gefäße haben? Mit einem konsequenten Gehtraining (siehe periphere arterielle Verschlusskrankheit) schlagen PAVK-Patientinnen und Patienten zwei Fliegen mit einer Klappe: Um die Engstelle herum bilden sich neue Gefäße und kleinere Arterien erweitern sich, sodass das Blut umgeleitet wird. Gleichzeitig wird die Muskelpumpe aktiviert, die die Venen dabei unterstützt, das Blut nach oben zu befördern (siehe chronisch-venöse Insuffizienz).
Wichtiger Hinweis
Fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Krankenkasse nach Gefäßsport- und Venensportgruppen in Ihrer Nähe. Denn in Gemeinschaft macht es oft mehr Spaß, sich zu bewegen.
Weiterführende Informationen
- Kerstin Protz: Moderne Wundversorgung. Elsevier 2016 (8. Auflage).
- Deutsche Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.: www.dga-gefaessmedizin.de. Dort finden Sie einen Spezialisten in ihrer Nähe, Gefäßsportgruppen und Broschüren.
- Deutsche Gesellschaft für Phlebologie: www.phlebology.de. Dort können Sie nach Venenspezialisten suchen.